Entwicklungsprozesse

Während ich hier sitze und schreibe, kommen allerlei Wahrnehmungen auf mich zu:

Es zerrt an mir und möchte, dass ich reagiere - dass ich mein Schreiben unterbreche, und die Mängel behebe.

Würde ich das tun, dann wäre das die Geburtsstunde einer ganzen Reihe von Problemen.

Ich würde beginnen, mich anzustrengen, alle die Fehler zu beheben. Ich würde aber vielleicht niemals fertig damit.

Die Alternative ist, dem natürlichen Fluss meines Schreibens zu vertrauen, so wie er sich ganz spontan zeigt und wie er eben meinen momentanen Entwicklungsstand repräsentiert.

Man muss hier folgendes sehen: Einige dieser Wahrnehmungen stimmen vielleicht und andere aber nicht. Und sehr wahrscheinlich stimmen sie nicht in der Form, wie ich sie wahrnehme.

Indem ich darüber hinweggehe, ohne darauf zu reagieren - aber auch ohne mich diesen Wahrnehmungen zu verschließen - wird ein Entwicklungsprozess über die andere Ebene in Gang gesetzt:

Viele Probleme entspringen falschen Vorstellungen über Entwicklungsprozesse.

Es lassen sich zwei Ebenen unterscheiden:

  1. die Ebene des Alltags-Ich (Ego, Tages-Bewusstsein, rationaler Verstand)
  2. die Ebene des inneren Selbst (Seele, Unterbewusstsein)

Das schnelle Reagieren entspringt einem Ich, das sich in seiner begrenzten Form isoliert wahrnimmt - das nicht weiß, dass es eigentlich viel größer ist und welche unglaublichen Möglichkeiten in jenem Teil liegen, den es nicht bewusst wahrnimmt.

Der schnelle Aktionismus geht ja einher mit einer Blockierung von Erfahrung und das blockiert gleichzeitig das Wirken jener anderen Ebene.

Ich nenne diese andere Ebene gerne die andere Seite, weil man sie nicht direkt wahrnehmen kann. Aber ihr Wirken kann man wahrnehmen, wenn man es ermöglicht.

Der Schlüssel zum Wirken der anderen Seite ist eben die Erfahrung und sich der Erfahrung zu öffnen. Das stellt die Verbindung her und aktiviert gleichzeitig die innere Kreativität.

nächstes Kapitel: die unzulässige Verallgemeinerung (Probleme)