Wie der Geist Materie erschafft
Halten wir uns also nicht lange mit Randfragen auf und kommen sofort zum Wesentlichen:
Wie geht das, wenn der Geist Materie erschafft?
Materie entsteht durch Ideen.
Würde hier stehen "Materie entsteht aus Ideen", dann käme das vermutlich den meisten Menschen bekannt vor:
Erst hat man eine Idee und dann entsteht aus dieser Idee ein Haus, ein Auto, ein Kunstwerk, eine Mahlzeit oder was auch immer.
Dass am Ende eines Schöpfungsprozesses wirklich ein materielles Ergebnis entsteht, ist natürlich ein Spezialfall. Der Mensch erschafft auch eine Menge Resultate, die nicht so direkt als materiell bezeichnet werden können, z.B. Organisationen und Gedichte.
Der Mensch ist ein geistiges Wesen und er erschafft geistig geistige Resultate. Einige dieser geistigen Resultate erscheinen als materielle Objekte. (Wie aber schon kurz erwähnt wurde, ist ja Materie lediglich eine spezielle Erscheinungsform von Geist.)
Diese Sichtweise auf den Schöpfungsprozess könnte man in Kurzform so darstellen:
Idee => Resultat (geistig oder materiell)
Es ist dies aber eine sehr spezielle und einseitige Sichtweise auf den Schöpfungsprozess und sie erfasst vor allem nicht das Wesentliche.
Das sieht man unter anderem daran, dass es auch oft genug nicht gelingt: Man möchte ein bestimmtes Resultat erschaffen, aber es klappt ganz einfach nicht - so sehr man sich auch bemüht.
Das eigentlich Wesentliche passiert auf einer anderen Ebene:
Idee => Erfahrung
Ideen verwirklichen sich als Erfahrung.
Erfahrungen sind eine Verwirklichung von Ideen.
Das ist der eigentliche Vorgang. Das ist auch der allgemeinere Vorgang. In diesem Vorgang können materielle Objekte eine Rolle spielen oder nicht.
Und selbst wenn materielle Objekte eine Rolle spielen, dann ist ihr bewusstes Erschaffen mit den Händen auch wiederum nur ein Spezialfall. Denn auch der Mensch erschafft auf vielfältige Weise materielle Wirkungen ohne dass seine Hände oder sonstwelche körperliche Tätigkeiten daran beteiligt sind.
Wenn ein Mensch spezifische geistige oder materielle Resultate hervorbringt, dann verwirklichen sich im Kontext dieses Vorgangs bestimmte Erfahrungen:
- Mache ich meine Sache gut oder nicht?
- Bin ich ein fähiger Künstler, Baumeister, Bäcker, ... oder nicht?
- Geht es leicht oder schwer?
- Stehen mir andere Menschen im Weg oder unterstützen sie mich?
- Ist mein Leben ein Erfolg oder nicht?
- Hat der Mensch positive Möglichkeiten oder nicht?
Und hier sind wir an einem sehr wesentlichen Punkt angelangt:
Normalerweise würde man die oben genannten Fragen als gegebene Voraussetzungen ansehen:
"Entweder bin ich fähig oder nicht. Das ist doch nicht bloß eine Idee, die sich dann verwirklicht. Das ist doch eine Tatsache, an der nicht zu rütteln ist!"
Zum Glück beinhaltet eine geistige Weltsicht Mechanismen und Prozesse um diese Sichtweise vom Kopf auf die Beine zurückzustellen und zu erkennen, dass tatsächlich die Ideen der Ausgangspunkt sind, aus denen sich dann Erfahrung verwirklicht.
Man erkennt jetzt einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Weltsichten:
In einer materiellen Weltsicht hat die Materie eine absolute, objektive und vor allem vom Geist unabhängige Existenz. Es macht in dieser Sichtweise keinen Sinn, nach einem Sinn von Materie zu fragen. Sie existiert ja sowieso.
In einer geistigen Weltsicht aber ist die Materie eine geistige Schöpfung, die bestimmten Zwecken dient. Und zumindest einen Sinn dieser Schöpfung kennen wir nun: Sie ist Träger von Erfahrung. Sie ermöglicht eine bestimmte Form von Erfahrung überhaupt erst. Das Sein in der Materie und der Umgang mit Materie stellen ein Setting für spezifische Erfahrungen dar.