Möglichkeiten

Eine Möglichkeit ist ein klarer Weg zum Ziel, den man sieht. Möglichkeiten eröffnen sich, wie Tore die aufgehen. Mit einer Möglichkeit ist das Wissen verbunden, das Ziel auf diesem Weg direkt zu erreichen. Das Erscheinen einer Möglichkeit ist mit Freude, Begeisterung und Energie verbunden.

Wie entstehen Möglichkeiten?

1. Durch die mit einem Wunsch verbundenen Emotionen.

2. Durch den Glauben an ihre Existenz

Wenden wir uns zunächst den Emotionen zu:

Mit jedem Wunsch, der wirklich relevant ist, gehen Gefühle einher: Hält man den Wunsch für erfüllbar, sind die Gefühle positiv, hält man ihn nicht für erfüllbar, sind die Gefühle negativ. Für das Auftauchen von Möglichkeiten spielt es keine Rolle, ob die Gefühle positiv oder negativ sind. Hauptsache man öffnet sich diesen Gefühlen und lässt sie hochkommen.

Bei stark emotionalen Wünschen neigt man sehr schnell dazu, das Gegenteil zu tun und die Gefühle zu unterdrücken, weil dann die Angst davor, dass sie nicht erfüllbar sein könnten, gleich mit auf den Plan gerufen wird.

Aber die mit einem Wunsch verbundenen Emotionen sind sozusagen der Motor, der den Wunsch in seine Erfüllung treibt.

Nun zum zweiten Punkt:

Eine Möglichkeit entsteht dadurch, dass man an sie glaubt.

"Ich glaube aber nicht an eine Möglichkeit, was soll ich denn machen?"

Und hier sind wir wieder bei der Frage angelangt, was glauben eigentlich bedeutet:

Glauben bedeutet nicht unbedingt, dass es wahr erscheint und glauben bedeutet auch nicht unbedingt, dass es sich wahr anfühlt.

Aber glauben bedeutet, dass man sich entsprechend verhält.

Das bedeutet, ins Handeln zu gehen, obwohl keine Möglichkeit sichtbar ist und es auch nicht so erscheint, als ob überhaupt eine existiert.

Andererseits kann man nicht kraftvoll zu einem Ziel hinhandeln, wenn keine Möglichkeit sichtbar ist. Das würde ganz schnell in einem negativen Antrieb enden.

Das scheint zunächst wie ein Widerspruch.

Aber der Widerspruch löst sich auf, wenn man sich das Handeln in verschiedene Phasen unterteilt vorstellt:

  1. Das kraftvolle zielorientierte Handeln, welches direkt das Ergebnis hervorbringt: Das ist nur möglich, wenn eine Möglichkeit gesehen wird.
  2. Ein vorbereitendes Handeln, welches sachte, flexibel und offen das Handlungsumfeld nach Möglichkeiten abtastet, bis es welche findet.

Zu diesem vorbereitenden Handeln gehört

Segeln ist dafür ein gutes Beispiel:

Es ist dieser eine Punkt, der schon verschiedentlich erwähnt wurde und den man aber nicht oft genug erwähnen kann:

Eine Sache anzugehen, obwohl sie nicht möglich oder sinnlos oder aussichtslos erscheint - weil man es will. Das ist das A und O. Genau an diesem Punkt scheidet es sich: Ob man sein Ziel jemals erreichen wird oder nicht. Und das kann wirklich eine Entscheidung sein, die einen Menschen fordert, weil der Anschein so was von total überzeugend sein kann, dass es keinen Sinn hat, es zu versuchen.

Und dann aber gleichzeitig - das wäre der zweite wichtige Punkt - wenn es nicht geht: Das negative Resultat offen hinnehmen.

Und es bei nächster Gelegenheit wieder versuchen.

Nun gibt es Situationen, da ist selbst dieses vorbereitende abtastende Handeln sowas von vollkommen erfolglos, dass man nur entweder die Wahl hat in negativen Antrieb zu verfallen und wie ein Irrer mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen, wovon ich hiermit ausdrücklich abgeraten haben wollte (obwohl ich es selbst schon ziemlich oft praktiziert habe - das sieht man mir aber heute nicht mehr an) oder das Handeln ganz einzustellen.

Und da greifen dann die Gefühle. Wenn man für einen Wunsch nichts tun zu können glaubt und auch nichts tut, werden die negativen Gefühle sich kontinuierlich verstärken. Es kommt zu einer Krise.

Häufige Ursache für derartige Krisen sind falsche Vorstellungen, auf welchem Weg bestimmte Ziele erreicht werden können.

Wenn man die Krise kommen lässt, werden die Möglichkeiten sich zeigen. In vielen Fällen wird man feststellen, dass die Möglichkeiten schon die ganze Zeit da waren und man sie bloß nicht gesehen hat.

Es steht hinter den Ideen dieses Kapitels auch die Frage nach dem Sinn dieser Welt: Macht sie Sinn oder nicht?

Welchen Sinn sollte es haben, dass emotionale Wünsche da sind, wenn sie sich dann nicht erfüllen lassen?

Wenn emotionale Wünsche da sind, dann gibt es auch Möglichkeiten zu ihrer Erfüllung.

Im Idealfall ändert das Aufscheinen einer Möglichkeit bleibend die emotionale Situation:

Beispiel: Man hat sich schon so oft vorgenommen, endlich mehr Sport zu machen, aber es klappt nicht und ist auch so mühsam. Eines schönen Tages ist die Situation total verändert: Man freut sich schon aufs Laufen (oder was auch immer), der Tagesablauf ändert sich ganz leicht, man kauft sich ein bisschen Ausrüstung und man wundert sich, wie schön das alles ist und warum man das noch nicht immer so gemacht hat.

Das wäre eine sehr starke Möglichkeit. So ist es aber nicht immer.

Oft ist es so, dass eine Möglichkeit erscheint ... und wieder verschwindet.

Sie verschwindet aber nicht ganz, denn man erinnert sich noch daran. Nur die emotionale Situation verschwindet wieder. Die rationale Erinnerung bleibt.

Das innere Selbst hat einen Weg aufgezeigt. Dem kann man auch dann folgen, wenn die starke emotionale Überzeugung, welche man im Moment des Aufscheinens der Möglichkeit gespürt hat, zunächst erst einmal wieder verschwindet.

Das sind Momente inneren Sehens. Auch wenn diese Momente wieder verschwinden, so zeigen sie dennoch die Wahrheit. Dieser Wahrheit kann man vertrauen - und folgen.

Das erscheint nur so schwierig, solange das Handeln nicht von der Situation entkoppelt stattfinden kann. Denn dann ist man auf eine Situation angewiesen, wo die Emotionen das Handeln antreiben.

Wenn aber das Handeln von der Situation entkoppelt ist, kann man auch einer Möglichkeit folgen, die man nur noch rational aus der Erinnerung kennt.

Das ist der klassische Fall Motivations-Seminar. Auf dem Seminar ist alles klar: "Alles ist möglich!" Wieder zu Hause - spätestens nach ein paar Tagen - die ernüchternde Erkenntnis "Das war ja wohl nix". Die euphorischen Gefühle erscheinen wie eine bedeutungslose Illusion ohne auch nur einen Funken von Wahrheit.

Und so kann es auch mit Möglichkeiten gehen.

Das Handeln von der Situation zu entkoppeln bedeutet, trotzdem zu handeln beginnen, auch wenn man die Wahrheit gerade nicht fühlen kann. Das Wissen um die Wahrheit - das Glauben - liegt jenseits aller Gefühle.

nächstes Kapitel: Visionen (Handeln)