Sucht
Sucht basiert auf körperlichen oder geistigen Freuden, die sich jederzeit leicht erreichen und verwirklichen lassen.
Beispiele sind Rauchen, Trinken, Fernsehen, Drogen, Beziehungen, Sex, Essen, Naschen, Glücksspiel, Musik hören, Telefonieren, Ausgehen.
Es lassen sich 3 Gruppen unterscheiden: reine Ersatzbefriedigungen, Unterhaltung und Genuss
Die reinen Ersatzbefriedigungen würde man ohne einen Suchthintergrund gar nicht in Anspruch nehmen, z.B. Drogen und Rauchen.
Unterhaltung und Genuss dagegen haben im Leben des Menschen selbstverständlich ihren Platz und ihre Berechtigung.
Da sie aber jederzeit leicht zu verwirklichen sind, werden sie dazu missbraucht, einen anderweitig verursachten Mangel an Erfüllung und Befriedigung auszugleichen.
In der Folge werden sie überstrapaziert, was dazu führt, dass sie eigentlich nicht mehr wirklich erfüllend sind.
Das ist ein gutes Mittel, um Suchterscheinungen von echter Unterhaltung und echtem Genuss zu unterscheiden:
Man nimmt in Kauf, dass die eigentlich gewünschte Qualität nicht in dem Maße erreichbar ist, in dem man es in Anspruch nehmen möchte: Es gibt keinen wirklichen Genuss, keine wirkliche Unterhaltung und nicht die gewünschte Qualität. Der eigentlich erhoffte Effekt ist wenn überhaupt nur sehr gering vorhanden.
Aber es erfüllt immerhin einen anderen Zweck: Es verdrängt für einen Moment Unerfülltheit, Unzufriedenheit, Langeweile, Sinnlosigkeit und eine Menge anderer unangenehmer Erscheinungen.
Und das genau ist auch die Kehrseite von Sucht: die verdrängten Gefühle und Situationen.
Die Ziele hinter einem Suchtverhalten lassen sich in die folgenden beiden Gruppen einteilen:
- das Erreichen und Aufrechterhalten eines gewissen Befriedigungsniveaus
- die Abschottung von Gefühlen und Situationen, die ohne das Suchtmittel nach oben drängen würden und die als unangenehm empfunden werden.
Die erste Gruppe enthält Verhaltensweisen, die für sich gesehen recht kurz sein können, die aber in ihrer Folgewirkung ein Ansteigen von Zufriedenheit bewirken, das länger fortbesteht als die Handlung an sich. Hier zählt z.B. das Essen dazu.
Die zweite Gruppe enthält Verhaltensweisen, die möglichst lückenlos über längere Zeiträume Aufmerksamkeit binden. Hier zählt z.B. das Fernsehen dazu. Aber abgesehen von den konkreten oben genannten Verhaltensweisen dient diesem Ziel auch ein lückenlos mit Beschäftigung vollgestopfter Tagesablauf.
Wenn man versucht, von einer Sucht loszukommen, dann ist man meistens auf das Beenden der Suchthandlung konzentriert. Das funktioniert nicht besonders gut.
Man wende seine Aufmerksamkeit der Kehrseite zu: dem was erscheint, wenn die Suchthandlung ausgesetzt wird. Das ist natürlich genau das, was man eigentlich nicht haben will, aber:
Genau hier liegt der Schlüssel zu Lösungen, zu Erfüllung und Erfolg.
Zunächst sind da aber diese schrecklich unangenehmen Gefühle und Situationen:
Man betrachte sie wie ein neues unbekanntes Territorium, das es zu erforschen und zu erschließen gilt.
Jeder kleine Schritt, den man in dieses Territorium tut, zahlt sich aus und hat einen dauerhaften Effekt.
Mit dem Beenden von Suchterscheinungen wird häufig die Vorstellung verbunden, mit einem Schlag ganz aufzuhören.
Ich schlage eine andere Strategie vor:
Man unternehme immer wieder kleine Schritte in dieses Territorium von Gefühlen und Situationen. Man traue sich hinein, so weit und so lange man kann. Das heißt man setzt die Suchthandlung vorübergehend aus. Man stellt sich der Situation und den Gefühlen. Und vor allem: Man öffnet sich dafür. Man lässt die Gefühle hochkommen, die hochkommen wollen, sobald das Suchtverhalten ausgesetzt wird. Man lässt die Gefühle ganz da sein - solange das eben gerade möglich ist.
Wenn es nicht mehr geht, hat man ja immer noch das Suchtmittel.
Das Ganze wird sich aber summieren und eines Tages stellt man voller Überraschung fest, dass man das Suchtmittel eigentlich nicht mehr braucht. Ganz damit Aufhören ist dann leicht möglich.
Man kann nicht beliebige Suchterscheinungen einfach so eine nach der anderen beenden ohne eine andere Entwicklung in Gang zu setzen:
Die Erfüllung der eigenen Träume, Wünsche und Visionen. Das eigene Glück in die Hand nehmen. Sich auf den Weg machen, das zu verwirklichen, was man sich eigentlich, wirklich und am meisten wünscht - was man mit seinem Leben anfangen würde, wenn man denn könnte, wie man wollte.
Die Psyche verträgt nur ein bestimmtes Maß an Unerfülltsein - anderenfalls sucht sie neue Ersatzbefriedigungen und ehe man es sich versieht, hat eine neue Sucht die alte ersetzt.
Umgekehrt habe ich mich oft gefragt: Kann man nicht erst in seinem Leben Glück und Erfolg verwirklichen und dann - wenn es keinen Grund mehr für all die unangenehmen Situationen und Gefühle gibt - dann beendet man die ganzen Suchterscheinungen?
Und auch das funktioniert nicht. Denn die Erkenntnis aus der Auseinandersetzung mit diesen ganzen doofen Gefühlen ist ein grundlegender Baustein auf dem Weg zu echter Erfüllung. In diesen Gefühlen und Momenten liegen die konkreten Lösungen, die man braucht, damit es auch klappt mit der Verwirklichung der eigenen Träume.
Es sind zwei ineinandergreifende gegenläufige Prozesse:
Das schrittweise Beenden von immer mehr Suchterscheinungen
und
Das Verwirklichen der eigenen Träume, Visionen und Wünsche
Viele Suchterscheinungen sind gleichzeitig begleitet von inneren Widerständen dagegen:
Man weiß, dass man das nicht will oder dass es irgendwie nicht gut ist und möchte eigentlich damit aufhören und man versucht das vielleicht auch.
Da ist auf der einen Seite der Drang zum Suchtmittel und auf der anderen Seite der Widerstand dagegen. Das erzeugt eine völlig blockierte Situation.
Ich schlage vor, die Widerstände schrittweise aufzugeben. Vielfach sind die Vorstellungen hinter den Widerständen vollkommen übertrieben. Man wird feststellen, das es auch eine Sättigung mit dem Suchtmittel gibt. Es ist nicht so, dass dann gleich alles außer Kontrolle gerät, wenn man die inneren Widerstände gegen die Sucht aufgibt.
Aber das Suchtverhalten verstärkt sich natürlich. Und das ruft gleichzeitig bestimmte Gefühle nach oben. Das ist die Krise, von der schon die Rede war.
Die inneren Widerstände gegen ein Suchtverhalten aufzugeben, verschärft die Krise. Sich den damit verbundenen Gefühlen zu öffnen und zu stellen ist ein wichtiger Bestandteil des Lösungsprozesses von einer Sucht.
Es gibt Suchterscheinungen, die lösen sich sogar direkt auf, nachdem man einmal die inneren Widerstände dagegen komplett aufgegeben hat.
Man hat es auch hier mit 2 Gefühlssträngen zu tun (wie so oft in diesen Prozessen):
- Die Gefühle, die durch das Suchtverhalten ausgelöst werden. Es sind die mit der Krise verbundenen Gefühle.
- Und die Gefühle, vor denen das Suchtverhalten bewahren soll. Es sind die mit der Transformation verbundenen Gefühle. Es sind die Gefühle, denen man begegnet, wenn das Suchtverhalten ausgesetzt wird.