Schlechtes Gewissen und gute Vorsätze
Eine Serie von sich wiederholenden Erfahrungen, die entweder komplett unerwünscht sind oder nicht so verlaufen, wie man das gerne hätte.
Zum Beispiel, man isst zu viel: Immer wieder nimmt man sich vor, doch nicht so viel auf einmal zu essen bzw. eher mit dem Essen aufzuhören und dann geschieht es doch immer wieder.
Jedes Mal, wenn es wieder so geschieht, setzt es ein - das schlechte Gewissen. Und damit auch der Drang, etwas zu unternehmen, damit es sich ändert: gute Vorsätze, irgendwelche Anstrengungen oder Selbstvorwürfe.
Das Problem dabei: Dass es als Reaktion auf die Erfahrung geschieht. Damit geschieht es als Reaktion auf die Idee hinter der Erfahrung.
Dadurch wird es die Erfahrung verstärken.
Das ist ja aber gerade nicht, was man will.
Was wäre die Alternative?
Sich einfach nur der Erfahrung öffnen und - so wie das eben möglich wird - nach und nach jeglicher Versuchung widerstehen, auch nur die kleinste Reaktion zu zeigen oder irgendetwas zu unternehmen. Reaktion meint hier irgendein ausgelöstes Handeln und nicht Reaktionen, die Teil der Erfahrung sind.
"Ja, aber dann geht es doch nicht weg!"
Und das ist eben das Erstaunliche, dass man einfach auch erfahren muss, indem man es ausprobiert:
Es werden sich Möglichkeiten ergeben, diese Erfahrung anders - im gewünschten Sinne - ablaufen zu lassen. Handlungsalternativen werden tatsächlich zur Verfügung stehen oder was auch immer die konkrete Lösung sein mag.
Diese neuen Möglichkeiten eröffnen sich genau da, wo sie tatsächlich notwendig sind - nämlich am Beginn der Erfahrung. Da wo die Erfahrung sich aufbaut und entfaltet. Dort wo tatsächlich auf die Erfahrung gestaltend Einfluss genommen werden kann.
Denn das ist ja das Kennzeichen jener alten fruchtlosen Bemühungen:
Das schlechte Gewissen und die guten Vorsätze stehen immer am Ende oder nach der Erfahrung, wenn alles gelaufen ist und ein neues Auftreten noch nicht ansteht. Deshalb sind auch die Bemühungen an dieser Stelle so hilflos. An dieser Stelle kann man nichts ausrichten. Und beim nächsten Mal läuft alles wieder wie immer. Die guten Vorsätzen und Anstrengungen haben absolut gar nichts bewirkt.